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Montag, 18. März 2013

Besprochen: JUSTIN TIMBERLAKE - "THE 20 / 20 EXPERIENCE"

 Der König ist tot, es lebe der König:
Nach 7 Jahren Pause kehrt Justin Timberlake mit einem musikalischen Teufelswerk zurück, mit dem er als rechtmäßiger Erbe den Thron des King of Pop einfordert.

Irgendwie hatte man ja schon fast nicht mehr damit gerechnet - 7 Jahre sind ins Land gezogen, seit Justin Timberlake sein letztes Album veröffentlichte, und sich in den Jahren darauf vermehrt auf seine Schauspiel-Karriere ("The Social Network") konzentrierte. Aber musikalisch wurde es nahezu vollkommen still um den jungen Mann, der vielen spätestens nach seinem letzten Meisterstreich als einziger legitimer Thronfolger des King of Pop galt. Und, hey: auch in puncto Veröffentlichungsrhythmus nehmen sich die beiden nicht viel. So schauen wir bei der Gelegenheit noch einmal kurz zurück! Nach seinem musikalischen Karrierestart mit 'N Sync, brachte er 2002 sein Solodebüt "Justified" heraus, das auf erstaunlich offene Ohren stieß. Justin untermauerte seinen Start als Solokünstler mit einem durchweg soliden Album, das sich von dem uniformierten RnB-Einheitsbrei seiner Tage deutlich absetzte, und ein paar waschechte Hits/Klassiker zu bieten hatte ("Cry Me a River", "Rock Your Body"), die man sich so oder so ähnlich von Michael Jackson gewünscht hätte. Danach zogen 4 Jahre ins Land, bis er uns 2006 dann endlich mit seinem Zweitwerk "Futuresex/Lovesounds" beglückte. Und das Album sollte einen quasi aus den Socken hauen. Ein eingängiges, einfallsreiches, mitreißendes und futuristisches Pop-Meisterwerk, das vor potentiellen Hits nur so überquoll. Spätestens ab hier war er endgültig als eigenständiger und ernstzunehmender Sänger, Songwriter und Produzent anerkannt, der über die Jahre vor allem mit Produzent Timbaland einen Seelenverwandten gefunden hatte. So ist es durchaus kein Wunder, dass die beiden auch sein neues und 3. Studioalbum "The 20/20 Experience" wieder gemeinsam ins rechte Licht rückten - in Zeiten, in denen jeder zweite mit David Guetta rummacht oder die allgegenwärtige Nicki Minaj featured, ist so eine Konstanz fast schon erfrischend. Doch gerechnet hat so plötzlich kaum jemand mit einem neuen Album - vor wenigen Wochen kündigte er die neue Platte völlig überraschend an, als er (nach einem ominösen Countdown auf seiner Website) seinen ersten neuen Song "Suit & Tie" veröffentlichte. Und es erstaunte einen dann doch, dass einen der Song selbst auf Anhieb irgendwie wenig erstaunte. Doch spätestens im Albumkontext wird klar, dass er hier einen lässigen und funky RnB-Kracher aus dem Ärmel schüttelt, der besonders in seiner Langzeitwirkung hervorragend funktioniert.

 
Justin Timberlake -- Suit & Tie featuring JAY Z - MyVideo


Doch nur wenige Wochen später legte er auch schon die 2. Single nach, die dann deutlich stärkere Erinnerungen an sein letztes Album weckte: das schon ziemlich geile "Mirrors" (♫♪), das mit einer Spieldauer von gut 8 Minuten protzt - doch wir wissen ja bereits von besagtem letztem Album, dass Timberlake so eine lange Spieldauer durchaus geschickt zu füllen vermag. Und auch wenn hier eine recht deutliche Verwandtschaft zu Songs wie "Summer Love" oder "What Goes Around...Comes Around" zu vernehmen ist, hilft es dennoch alles nichts: auch dieser Song krabbelt einem unweigerlich in die Synapsen. 

Insgesamt betrachtet hat er mit "The 20/20 Experience" ein Album vorgelegt, das mit Sicherheit die Geister scheiden wird. Denn bis auf 2 der 10 hier vorliegenden Stücke, spielt sich quasi alles jenseits einer Länge von 7 Minuten ab. Und das begünstigt eine Tatsache, die so einige da draußen ernüchtern wird: die echten Hits springen einem auf Anhieb weniger ins Gesicht, als dies noch zuletzt der Fall war...doch das ist noch nicht mal eine schlechte Nachricht! Denn es begünstigt auch etwas ganz anderes: er lässt den Songs Zeit zum atmen und sich zu entfalten...und sich selbst schafft er Freiraum für kreative Spielereien. Begann sein letztes Album noch mit freshen Beats, flottem Groove und futuristischen Sounds, so beginnt "The 20/20 Experience" denkbar anders: denn der Opener "Pusher Love Girl" (♪♫♪) entsteigt schwelgerischen Streichern und soft funky Akzenten, und schwingt sich zu einem souligen, von Handclaps und schicken Beats ausgemalten Stück auf, das man irgendwo zwischen Prince und Jacko verorten könnte. Auch auf der restlichen Platte setzt er nicht mehr vordergründig auf zukunftsorientierte und frische, neue Sounds, sondern auf Atmosphäre, Qualität und auf Kreativität im Detail. 
Deutlich macht er dies unter anderem in "Don't Hold The Wall" (♪♫♪), das er im Hintergrund einer soft orientalisch (?) geflavourten, und durchweg gelungenen Produktion bestreitet - ein fabelhafter und atmosphärischer Song, der mit jedem Versuch tiefere Wurzeln in die Gehörgänge treibt. "Strawberry Bubblegum" (♪♫♪) kommt minimalistisch und fast unauffällig daher, würde einen diese verdammt schicke Melodie, und die äußerst stilvolle Produktion dann nicht doch kriegen. Und spätestens nach dem etwas mehr vom Funk geküssten Break im letzten Drittel, offenbart sich das Stück als so unwiderstehlich süß wie...tja...Erdbeer-Kaugummi zum Beispiel. Wer genau hinhört, der erkennt schnell, dass sich auch hinter "Tunnel Vision" (♫♪) nichts anderes als ein astreiner Klassiker verbirgt - mit getragener Atmosphäre, famosen Beats und einer Melodie zum niederknien, schwillt dieses Meisterstück mit jedem Mal zu einer eindringlicheren Hymne an. "Spaceship Coupe" (♪♫♪) verdingt sich als unwiderstehlich cremige RnB-Sahnschnitte, garniert mit schickem Gitarrensolo á la Prince.  "Let The Groove Get In" (♪♫♪) hätte das Zeug zum unbedingten Überhit, ist es doch nicht nur eine großartige Hommage an Michael Jackson, es kann selbigem sogar auf Augenhöhe begegnen. Und als Schlusslicht verzaubert einen das wunderbare und melancholische "Blue Ocean Floor" (♪♫♪) - vielleicht die erhabendste Ballade, die man bislang von ihm zu hören bekam.

Justin Timberlake weigert sich auch weiterhin solche farblosen Mischungen aus fetten Hits und magerem Restmaterial auf die Welt los zu lassen, wie viele seiner Kollegen dies unablässig tun. Und das wir darüber verdammt froh sein können, dafür ist "The 20/20 Experience" der beste Beweis. Ein geradezu süchtig machendes, auf den Punkt produziertes RnB/Pop-Meisterstück, das sich bereits einen Platz in der Jahresbestenliste 2013 reserviert hat  - und mit dem Justin Timberlake endgültig Anspruch auf den Thron des King of Pop erhebt.



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